Aktualisiert Mai 2024
Ob wir es wollen oder nicht, die Arbeit nimmt viel Platz in unserem Leben ein. Umso besser wäre es, wenn immer alles glatt laufen würde. Aber: Wir arbeiten (meistens) nicht im luftleeren Raum vor uns hin, sondern müssen uns mit vielen verschiedenen Menschen und Schnittstellen abstimmen. Da menschliche Kommunikation fehleranfällig ist, Sympathien unterschiedlich verteilt sind und sich Inhaltsebene und Zwischenmenschliches häufig vermischen, sind berufliche Konflikte fast schon alltäglich. Und vielleicht ist das schon mein erster inoffizieller Tipp an dich: Berufliche Konflikte sind normal und häufig, jeder Berufstätige erlebt sie und anstatt sie zu verteufeln, gilt es, einen guten Umgang mit ihnen zu finden, damit du so wenig wie möglich unter ihnen leidest.
Damit du bei deinem nächsten beruflichen Konflikt gut aufgestellt bist, habe ich dir folgende Tipps und Tricks zusammengestellt.
Berufliche Konflikte: Was kannst du tun?
(1) Berufliche Konflikte: Gute Vorbereitung: Es ist ratsam, drohende Konflikte und Ungereimtheiten frühzeitig anzusprechen und auf das äußere Setting des Gesprächs zu achten. Im Büro hinter geschlossener Türe kommt Kritik voraussichtlich besser an als auf dem Flur mit Lauschgefahr von Kolleg*innen. Wenn du Kritik äußern möchtest, empfehle ich dir, dein Gegenüber freundlich zu bitten, dir erst einmal zuzuhören, bevor er oder sie sich zur Gegebenheit äußert. So verhinderst du Einschübe wie „ja, aber…“, „du hast doch…“, „ich habe ich doch gar nicht“ und kannst dein Anliegen ruhig und freundlich vortragen. Achte auf eine offene und zugewandte Körperhaltung, auch bei wirklich kniffligen Themen. Dein Gegenüber wird sich sonst auch (unbewusst) auf körperlicher Ebene angegriffen fühlen und erst recht in die Verteidigung gehen.
(2) Beruflicher Konflikte: Gewaltfreie Kommunikation: Dieses Konzept bietet wirklich hilfreiche Kommunikationsstrategien. Ich habe dir ein paar herausgesucht, die sich schnell und einfach im Berufsalltag anwenden lassen. Erstens: Die VW-Regel. Die VW-Regel besagt, dass wir Vorwürfe als Wünsche umformulieren können, um so Hitzigkeit aus einem Konflikt herauszunehmen. Also statt „Du hast die Projektziele vollkommen verfehlt“ empfiehlt sich „Ich wünsche mir, dass du beim nächsten Mal die Projektziele erreichst“. Bestimmt merkst du den Unterschied! Eine weitere Strategie ist die ELMO-Regel. ELMO steht für: „Enough, let’s move on“. Irgendwann ist auch der beste Konflikt vollkommen festgefahren und dreht sich im Kreis. Eine Unterbrechung ist sinnvoll. Falls dich das Thema der Gewaltfreien Kommunikation interessiert, findest du unten eine Quelle hierzu.
(3) Berufliche Konflikte: Pausen zwischen Reiz und Reaktion wahrnehmen und ggf. verlängern: Gerätst du selbst in die Schusslinie der Kritik, merkst du wahrscheinlich, wie schnell man in Rechtfertigungen oder defensive Verhaltensweisen rutscht (selbst wenn man eigentlich im Recht ist). Oft zeigen sich Automatismen, die wir uns über die Jahre hinweg angeeignet haben. Unsere Reaktion (z.B. Rechtfertigung) folgt dann unbewusst und in Sekundenschnelle auf einen Reiz (z.B. Kritik vom Chef). Diesen eng gekoppelten Reiz-Reaktionsmechanismus kannst du durchbrechen, indem du die eine Millisekunde dazwischen wahrnimmst, und lernst, sie zu verlängern - vielleicht mit einem tiiiieeeefen Atemzug dazwischen. Dieser Abstand zwischen Reiz und automatisierter Reaktion kann Platz für neue, hilfreichere Handlungsoptionen schaffen. Hier kann Mediation helfen. Hier findest du eine Meditation von uns.
(4) Berufliche Konflikte: Gedankenentschärfung nach Feierabend – führe nach Feierabend so wenig innere Streitgespräche wie möglich: Ich führe die Debatten auf der Arbeit gerne zuhause weiter. Allerdings nur in meinem Kopf und genau dann, wenn ich eigentlich dringend entspannen oder schlafen sollte. Dieses Phänomen ist vielen bekannt. Unser Kopf hängt sich gerne an Konflikten auf und kaut sie immer und immer wieder durch. Meistens kommt dabei nicht viel Neues herum. Damit berufliche Konflikte nicht deinen Feierabend crashen, darfst du lernen, Gedanken zu entschärfen. Hier helfen Strategien aus der Acceptance and Commitment Therapy (ACT). Sie besagt, dass du Gedanken die Macht nehmen kannst, indem du sie akzeptierst, willkommen heißt und wieder gehen lässt. Bei mir läuft das im inneren Dialog oft so ab: „Hallo, lieber Konfliktgedanke, da bist du ja wieder. Schön, dass du mir helfen möchtest, aber gerade möchte ich entspannen und ein Buch lesen. Ich lasse dich ziehen. Morgen auf der Arbeit ist wieder Zeit und Raum für dich“.
In einem Coaching bei uns kannst du deine persönlichen Gedankenentschärfungsstrategien erlernen und trainieren – melde dich einfach!
(5) Berufliche Konflikte: Konfliktprävention im Vorfeld: Wie so oft, gilt auch bei beruflichen Konflikten die Devise „Vorsicht ist besser als Nachsicht“. Ein wirksamer Faktor ist hier die Erschaffung einer geteilten Unternehmenskultur, dem sogenannten „Common Ground“. Dieser kann in Teammeetings oder Teambuildingmaßnahmen besprochen und gemeinsam kreiert werden. Im Common Ground finden sich beispielsweise Werte wie Transparenz, Achtsamkeit und Wertschätzung, die die Grundlage einer guten Kommunikation unter den Mitarbeitenden bildet. Es können aber auch Vereinbarungen zur Trennung von Beziehungs- und Sachebene im beruflichen Kontext aufgestellt werden oder Konfliktsituationen im Vorfeld im Rollenspiel erprobt werden. Hilfreich ist die Unterstützung durch einen Coach oder Change Manager, der die Entwicklung der Unternehmenskultur begleitet. Natürlich ist es auch hilfreich, wenn man lernt, gute und gesunde Grenzen zu entwickeln. Wie das geht, erfährst du hier.
Berufliche Konflikte: Brauchst du Hilfe?
So, das waren sie… 5 Tipps für dich zum Umgang mit beruflichen Konflikten. Wenn du Fragen, Anregungen oder tolle Tipps hast, die du mit der Anfänge aller Art – Community teilen möchtest, dann melde dich bei uns! Wir freuen uns immer über regen Austausch zu unseren Blogartikeln. Natürlich kannst du dich auch jederzeit melden, wenn du dir Unterstützung und Begleitung bei der Lösung beruflicher Konflikte wünschst.
Herzlich,
Quellen:
Harris, R. (2019). ACT made simple: An easy-to-read primer on acceptance and commitment therapy. New Harbinger Publications.
Rosenberg, M. B. (2016). Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag GmbH.