Aktualisiert Juli 2022
Burnout ist in aller Munde und dennoch ist es gar nicht so einfach zu sagen: Bin ich nur erschöpft oder ist das schon Burnout? Daher erstmal ein paar Fakten für dich: Das Burnout-Syndrom bezeichnet einen oft berufsbedingten Erschöpfungszustand. Und diese Erkrankung ist bittere Realität. Jeder bzw. jede fünfte Deutsche klagt über zu hohe Arbeitsbelastung und gehört damit zur Burnout-Risikogruppe! Mittlerweile wurde das Burnout-Syndrom (endlich) auch in das offizielle ärztliche Kategoriensystem aufgenommen und darf offiziell diagnostiziert werden.
Aber was bedeutet es genau, unter einem Burnout zu leiden? Bist du selbst gefährdet? Und was kannst du tun, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist?
Stress als Normalzustand
In unserer hektischen Welt gehört Stress zum guten Ton in der Arbeitswelt. Wer heute nicht gestresst ist, scheint seine Arbeit wohl nicht ernst zu nehmen. Das ist traurig aber leider oft Realität.
Dabei ist deutlich zu unterscheiden zwischen kurzfristigem Stress, der es uns erst ermöglicht, Höchstleistungen zu bringen, und chronischem Stress, der uns auf Dauer lähmt. Bei Burnout-Betroffenen ist eine Erschöpfung der Dauerzustand. Trotzdem ist Stress nur ein Faktor bei der Entstehung eines Burnout-Syndroms. Nicht jeder, der unter Stress im Beruf leidet, entwickelt zwangsläufig ein Burnout-Syndrom. Die Übersicht zeigt die vielschichten Faktoren, die zur Ausbildung eines Burnouts beitragen können:
- fehlende Kollegialität und Gemeinschaft
- enttäuschte Rollenerwartungen im Beruf
- unerfüllte Bedürfnisse, z.B. nach Anerkennung
- Mangel an Kontrolle
- Hilflosigkeit
- Ungünstige Arbeitsumgebung, z.B. Einseitigkeit, keine konkreten Ziele
- Persönlichkeitsfaktoren wie z.B. überhöhter Ehrgeiz
- …
Achtung – Burnout im Anmarsch
Wir alle können uns an einen Moment in unserem Leben erinnern, in dem wir einfach nur erschöpft, unfähig zu handeln, ausgelaugt und fertig waren. Meist reichen unsere Bewältigungsmechanismen aus, um diesem Zustand zu entkommen. Bei einem akuten Burnout sind die eigenen Ressourcen jedoch der Bezeichnung entsprechend „verbrannt“. Dies passiert nicht von jetzt auf gleich, sondern als schleichender Prozess.
Der völlige Zusammenbruch ist meist der unerwünschte Höhepunkt des Burnouts. Ihm gehen einige Warnsignale voraus, die von Person zu Person unterschiedlich sein können. Erhöhte Aufmerksamkeit ist bei folgenden Symptomen geboten, die sich vor allem in der Frühphase eines Burnouts zeigen:
Energiemangel, Unausgeschlafenheit, Widerwillen, Überdruss, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Verlust von Produktivität und Kreativität…
oder
Nicht abschalten können, das Gefühl, nie Zeit zu haben, Hyperaktivität und die Verleugnung eigener Bedürfnisse, extreme Fokussierung auf die Arbeit, Schlafstörungen, Gewichtsverlust…
Die tausend Gesichter des Burnouts
Ist der Teufelskreis des Burnouts begonnen, kommen komplexe Gefühle und Verhaltensweisen hinzu, die charakteristisch für die Erkrankung sind. Bei den hier beschriebenen Symptomen handelt es sich jedoch nur um einen Ausschnitt, denn ein Burnout kann sich höchst unterschiedlich ausgestalten. Auf der Gefühlsebene ist ein Burnout oft gekennzeichnet durch Pessimismus, Schuldgefühle, Bitterkeit, unbestimmte Ängste und Nervosität. Die Stimmung kann von einem Moment auf den anderen umschlagen. Oft bestehen aber auch eine innere Leere und Gleichgültigkeit.
Auch die Angehörigen bemerken die Veränderungen oft und leiden darunter. So kann zum Beispiel eine erhöhte Reizbarkeit der Betroffenen zu Streitigkeiten und Konflikten innerhalb des sozialen Umfelds führen. Dies führt dazu, dass der so dringend benötigte soziale Rückhalt für die Burnout-Patienten wegfällt.
Das ganze Leben in einer Burnout-Abwärtsspirale
Schreitet das Burnout-Syndrom voran, kommt es zu häufigen Fehlzeiten auf der Arbeit und verspätetem Arbeitsbeginn. Dies verschärft die Situation mit den Kollegen oder dem Arbeitgeber häufig noch. Die berufliche Situation spitzt sich mitunter so zu, dass ein Verlust der Arbeitsstelle droht. Im Alltag werden Hobbies, die sonst Freude bereitet haben, aufgegeben und soziale Kontakte vermieden. Eventuell tritt ein erhöhter Konsum von Suchtmitteln wie Kaffee, Tabak oder Alkohol.
Am Ende des Teufelskreises kann es zu einem Zusammenbruch kommen. Die betroffene Person ist dann nicht mehr handlungsfähig und braucht unmittelbar Hilfe. Doch der „Break-Down“ ist nicht zwangsläufig die Folge eines Burnouts. Bis er eintritt vergeht oft eine Weile und es können viele Stellschrauben verändert werden, um ihn zu verhindern.
Körperliche Symptome des Burnouts
Auch auf körperlicher Ebene kann es zu Beeinträchtigungen kommen. Als Beispiele seien eine Schwächung des Immunsystems, erhöhter Blutdruck, Verspannungen, Verdauungsstörungen, Engegefühl in der Brust und Atembeschwerden genannt (Burisch, 2014). Bei manchen Betroffenen stehen diese körperlichen Symptome im Vordergrund, sodass zunächst ergebnislos nach einer körperlichen Grunderkrankung gesucht wird, bevor das Burnout erkannt wird (Wittchen & Hoyer, 2006).
Diagnose-Dschungel rund um das Burnout
Wichtig ist, dass das Burnout-Syndrom per Definition im Arbeitskontext entsteht. Diese Feststellung grenzt das Burnout auch von einer Depression ab, die alle Lebensbereiche betrifft. Es existieren aber dennoch Überlappungen zwischen den beiden Erkrankungen. Eine Diagnose kann nur der Facharzt bzw. Psychotherapeut stellen. Es sei aber anzumerken, dass beim Thema Burnout nicht zu eng gedacht werden darf. Denn auch Schüler oder Studierende können an einem Burnout erkranken. Gefährdet sind häufig auch Ehrenamtler und Personen, die Angehörige pflegen.
Hilfe annehmen bei Burnout
Die Diagnose Burnout ist Realität, daher haben sich erfreulicherweise in den letzten Jahrzehnten viele Konzepte entwickelt. Vom Stress- oder Selbstmanagementtraining, Entspannungsverfahren wie Achtsamkeit, Strategien in der Organisationsentwicklung hin zu speziell auf den Arbeitskontext angepasstes Coaching oder Psychotherapie: Die Behandlungsmöglichkeiten erweitern sich stetig.
Die Warnsignale und Anzeichen für ein Burnout sollten daher ernstgenommen werden, bevor es zu einem Zusammenbruch kommt. Wenn du beim Lesen des Artikels merkst, dass du schon mit einem Fuß in der Stressfalle hängst, dann heißt es jetzt: Keine Panik! Nicht weiter zappeln, sondern Ruhe bewahren. Der wichtigste Schritt ist getan: Du hast gemerkt, dass der Stress zu groß wird. Besinne dich auf das, was dir guttut und auf Dinge, die dich sonst in stressreichen Zeiten über Wasser gehalten haben. Überlege, wie du der Stressfalle Schritt für Schritt entkommen kannst und vertraue dabei auf deine innere Stärke.
Unser psychologisches Beratungsangebot bei Burnout: Für Betroffene und Angehörige
Du bist dir unsicher, ob du gefährdet bist? Ob du Hilfe brauchst? Dann wende dich an uns für unser psychologisches Beratungsangebot. Gemeinsam entdecken wir deine Stressquellen und etablieren neue Denk- und Handlungsmuster.
Oder ist eine Person in deinem näheren Umfeld an Burnout erkrankt und du leidest darunter? Dann begleiten wir dich gerne und erarbeiten mit dir deine individuelle Art und Weise mit der Situation umzugehen. So kannst du Entlastung finden, deinen Leidensdruck verringern und verhindern, dass du selbst krank wirst.
Quellen:
Burisch, M. (2014). Das burnout-syndrom. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Lohmann-Haislah, A. (2012). Stressreport Deutschland 2012: Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Senger, K. (2018). Burnout 2.0. PiD-Psychotherapie im Dialog, 19(03), 13-14.
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Berlin-Heidelberg: Springer.
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